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Tüfteln im
Staatsdienst

Kim arbeitet im Teilbereich Hardware Reverse Engineering des BND

Frau schraubt an Keyboard

Vom Maus-Fan zum Hardware-Analyst

Schon als Kind war ich unheimlich neugierig und wollte immer wissen, wie die technischen Geräte um mich herum so funktionieren. Wenn bei der "Sendung mit der Maus" das Innere komplexer Maschinen gezeigt wurde, war ich begeistert. Mit meinem Opa zerlegte ich Geräte vom Rasenmäher bis zum alten Computer. Da passte es, dass ich mich für ein technisches Studium im Bereich der IT-Sicherheit entschied. Dort habe ich mich vertieft mit diversen Themen aus dem Bereich Hardwaresicherheit und Analyse beschäftigt.

Schon während meines Studiums bin ich dann sehr schnell auf den BND aufmerksam geworden. Nirgendwo sonst kann man im Bereich Reverse Engineering einen vergleichbaren Job machen – nicht in der Industrie oder in irgendeiner anderen Behörde. Als dann auch noch eine passende Stelle an einem Standort in der Nähe meiner Heimat ausgeschrieben war, war es für mich nach dem Master-Abschluss genau das Richtige.

Detaillierte Analysen an allen möglichen Geräten

Mehr oder weniger direkt im Anschluss an das Studium habe ich dann meinen Dienst beim BND angetreten und bin heute noch genauso begeistert wie am ersten Tag. Wir analysieren hier alles an Hardware, was im Rahmen der Auftragserfüllung des BND seinen Weg zu uns findet. Das können Geräte der Kommunikationstechnik wie beispielsweise Funkgeräte sein. An den zu untersuchenden Geräten führen wir detaillierte Analysen durch, meist beginnend mit der Erstellung von Röntgenaufnahmen. Das ist wichtig, um zu entscheiden, ob man das Gerät überhaupt ohne Risiko öffnen kann. Oder löscht sich möglicherweise der Inhalt, wenn ich es einfach öffne? Anschließend folgen vertiefte Analysen der relevanten Teilsysteme. Diese finden oft gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus unserem Software-Reverse-Engineering-Team statt.

Und wofür das Ganze?

Aber warum ist der BND überhaupt daran interessiert, wie so ein technisches Gerät im Detail funktioniert? Das ist ganz einfach: Erst wenn ich verstehe, wie genau ein Gerät aufgebaut ist und wie es funktioniert, kann ich meine Schlüsse daraus ziehen, die dann wieder an anderer Stelle für die Auftragserfüllung des BND von entscheidender Bedeutung sind. Sagen wir zum Beispiel, ich bekomme das Funkgerät eines relevanten Akteurs in die Finger. Dann kann ich, wenn ich die Funktionsweise des Funkgerätes verstanden habe, möglicherweise Erkenntnisse gewinnen, mit denen sich zum Beispiel unsere Fähigkeiten zur technischen Aufklärung verbessern lassen. Hier arbeiten wir Hand in Hand mit anderen Bereichen im BND.

Die Welt ist unser Puzzle, unser Beruf ist die Lösung

Quelle: istock.com/golubovy Mikrochip

Dabei gibt es immer neue Herausforderungen und es wird nie langweilig, denn die Technik unterliegt einem stetigen Wandel. Hardware ist heutzutage sehr viel kleiner und dichter geworden. Daher tüftelt man an einem Problem auch schon mal sehr lange. Eigenmotivation, Durchhaltevermögen und eine gewisse Frustrationstoleranz sind deshalb in diesem Job ganz wesentliche Eigenschaften.

Gleichzeitig haben wir aber auch Möglichkeiten und Mittel, von denen die meisten von uns im Studium nur geträumt haben. Die Arbeit hier ist eine gute Mischung aus Forschung und Entwicklung auf der einen Seite und Projekten mit direktem Bezug zu aktuellen geopolitischen Entwicklungen auf der anderen Seite. Manche Ergebnisse unserer Arbeit können auch einen direkten Beitrag zum Schutz deutscher Soldatinnen und Soldaten leisten.

Hoher Grad an Spezialisierung

Wir sind hier ein sehr buntes Team mit unterschiedlichen Expertisen, vom Chemiker bis zur Informatikerin. Gerade diese Breite an Spezialisierungen ist oft entscheidend, um erfolgreich technische Analysen durchführen zu können.  Was uns alle eint ist ein grundsätzliches Interesse an und Verständnis für Technik. Da der Teilbereich Hardware Reverse Engineering beim BND so einzigartig ist, lernt man vieles von dem, was man hier im täglichen Betrieb braucht, erst bei der Arbeit.

Weil es mitunter sehr lange dauert, diese ganz speziellen Fähigkeiten zu erwerben, ist es hier – anders als sonst im BND – nicht üblich, nach ein paar Jahren den Bereich zu wechseln. Manche Kollegen bleiben bis zum Renteneintritt im selben Team. Überhaupt geht es bei uns sehr familiär zu. Wir sind alle per "du" und der Dresscode ist sowieso locker.

Neugier hilft bei der Analyse

Kim, Hardware-Analyst im BND

"Was wir hier machen, ist ein bisschen wie die Sendung mit der Maus für Erwachsene."

Auch als Erwachsener bereitet mir die Analyse unbekannter Geräte immer noch kindliche Freude. Die Faszination ist jedenfalls die gleiche und wenn ich ein kleines schwarzes Kästchen vor mir sehe, will ich immer noch wissen: "Was steckt da drin? Wie funktioniert das?" Was wir hier machen, ist ein bisschen wie die "Sendung mit der Maus" für Erwachsene, vereint mit der Einzigartigkeit der Arbeit bei einem Auslandsnachrichtendienst.